31. Jan. 2024

Stefan Rakowitz: Zwischen Oman und Stripfing

Horizonterweiterung – Stefan Rakowitz stabilisiert die hatscherte Kraut- und Rübenformulierung mit fußballerischer Verve, akademischem Grips und geografischer Finesse. Ein ungewöhnliches Kicker-Leben zwischen dem Oman und Stripfing.

 

Ein Stünderl noch. Dann steht Prüfung an, Grundlagen der Buchhaltung. Das Telefon-Interview mit dem Bundesliga-Journal lässt sich noch einschieben. Aber nicht, dass er aus dem Fokus gerät. „Wenn ich den Prüfungsstoff jetzt noch nicht intus habe, ist’s eh schon zu spät“, schmunzelt Stefan Rakowitz. Er grätscht sich mit imposantem Mindset aus der verstaubten (und unangebrachten) Fußballer-Schablone. Während er auf eine starke erste Saison mit Stripfing in der 2. Liga zurückblickt („Für mich nicht überraschend, wir haben in der Regionalliga schon gezeigt, wozu wir imstande sind“), ist er kurz davor, sein Bachelor-Studium im Sportmanagement abzuschließen. Die Sportmanagement-Akademie, den Vorläufer des heutigen Bundesliga-Campus, hat er überhaupt schon 2016 absolviert. „Ich kann nur jedem Profi raten, sich nebenbei auch um anderes umzuschauen. Im Fußball kann’s schnell vorbei sein – und dann steht man ohne wirkliche Ausbildung da.“ Wobei er auch straight genug ist, zuzugeben, „dass ich nie die Verträge hatte, mit denen ich ausgesorgt hätte. Ich war ja nie bei so großen Vereinen, bei denen man richtig gute Verträge unterschreibt.“

Neuer Trainer

Dafür mischt er als Aufsteiger mit Stripfing gerade die 2. Liga auf. Und „erfreut“ sich jetzt des x-ten Trainerwechsels seiner Karriere. Maximilian Uhlig löste in der Winterpause Christian Wegleitner ab. „Wir waren mit Wegi sehr zufrieden, sind jetzt auch mit Max sehr zufrieden“, sagt Rakowitz: „Beide verfolgen ähnliche Ansätze, für uns Spieler ändert sich nicht viel.“

Das weitaus größere Abenteuer nahm Rakowitz freilich vor Stripfing in Angriff. Seine bis dahin letzte fußballerische Destination: der Oman. „Ich war davor ja ein halbes Jahr vereinslos und dann auf LinkedIn sehr präsent. Dann schrieb mich ein Vermittler an und fragte mich, ob ich mir vorstellen kann, in den Oman zu gehen.“ Nach Recherchen und Nachfragen bei diversen Spielern habe er sich entschieden, „es einfach zu machen, bevor ich mich in Österreich womöglich verpokere und noch ein halbes Jahr vereinslos dagestanden wäre“. Resümee? „Eine unheimlich wertvolle Lebenserfahrung.“ Und fußballerisch? „Eine eigene Geschichte“, schmunzelt er. So eigen, dass er in viereinhalb Monaten drei verschiedene Trainer genoss.

Also ist Stripfing vergleichsweise nicht der (Trainer-)Aufregung wert. Im Gegenteil, Rakowitz blickt hoffnungsfroh Richtung Frühjahr. Zumal er nach dem starken Herbst umso mehr überzeugt ist, „dass wir in der Liga mitspielen können“. Scheint tatsächlich so.

 

Fotos: Gepa pictures