01. Feb. 2024

Noch sechs, sieben Jahre Violett?

Der Sohnemann boostet ihn mit Spidermann-Wucht, er sich selbst mit Power-Profi-Attitüde und klarer Fokussierung. Trotzdem reißt sich Teamplayer Andreas Gruber vor dem Frühjahrsauftakt das ihm konstant umgehängte „Austrias Lebensversicherung“-Mascherl schroff runter. Lieber will er mit der Mannschaft in die Top 6. Und danach vielleicht noch sechs, sieben Jahre in Violett spielen.

 

Zumindest irgendwo endet dann selbst Andreas Grubers Mannschaftsgedanke. Beim Sinnieren über seinen Triplepack in der Herbstsaison gegen den TSV Hartberg konstatiert er, sonst stets dem übergeordneten Teamspirit verschrieben: „Für einen Spieler ist es natürlich etwas extrem Schönes, einen Hattrick zu machen. So oft ist das ja nicht der Fall.“ Für ihn war’s bei Austrias 4:0-Sieg gegen Blau-Weiß Linz der Fall. Nach 45 Minuten hielt Gruber bei zwei „Knöpfen“. „In der Pause habe ich gesagt, dass ich unbedingt den dritten machen will“, erklärt er. Was auch geklappt hat. Und das, obwohl Gruber nicht als dezidierter (Strafraum-)Stürmer agiert, sondern als Flügelspieler. „Als solcher kannst du ja nicht nur in der Box präsent sein – du musst auch viel fürs Spiel machen.“ Tut Gruber. In jeder Hinsicht.

Nicht nur dass er die Linie im Top-Speed auf- und abwieselt, mutiert er auch zum Toptorjäger in Violett: Achtmal ließ es der 28-Jährige im Herbst klingeln. Wie das? „Ich glaube, man hat gesehen, dass ich mich mit Fitzi (Dominik Fitz, Anm.) extrem gut verstehe. Er weiß, was ich mache, und umgekehrt. Das ist sehr wichtig in einer Mannschaft. Dazu schaue ich, dass ich so oft wie möglich in der Box präsent bin und meine Chance natürlich auch eiskalt nütze – was eh nicht ganz so einfach ist, weil wir so viele Chancen auch nicht herausgespielt haben im Herbst.“ Also doch eine violette Lebensversicherung? „Das glaub ich nicht“, wiegelt er ab: „Sicher freue ich mich, dass ich Tore mache. Aber mir ist lieber, ich mache vier Tore weniger, wenn wir dafür 15 Punkte mehr auf dem Konto haben. Ich will der Mannschaft helfen, wo ich nur kann.“

Punkteschnitt von 2,4

Das wird nötig sein. Trainer Michael Wimmer gab in der Winterpause eine klare Devise aus. Um’s über den ominösen Strich zu schaffen, müsse seine Mannschaft in den letzten fünf verbliebenen Grunddurchgang-Spielen einen Punkteschnitt von 2,4 einfahren. Gruber hält’s für absolut machbar. „Wir haben in der Vorbereitung sehr intensiv trainiert, das ist auch nötig, denn unser Spiel ist darauf aufgebaut, sehr intensiv zu Werk zu gehen. Im Frühjahr müssen wir schauen, dass wir so spielen wie in der zweiten Herbst-Hälfte. Dann können wir jeder Mannschaft richtig wehtun“, sagt er: „Das haben wir etwa gegen die Salzburger gesehen, die sich richtig schwer gegen uns getan haben. Wir müssen schauen, in Führung zu gehen, dass die Gegner aufmachen müssen. Und schließlich müssen wir unsere Chancen besser fertigspielen und nützen.“

Langzeit-Violetter?

Und eine Portion Energie dazu kommt definitiv auch noch von Grubers Sohnemann, dem Spiderman-Fan, dem zu Ehren Papa Andreas bei besagtem Hattrick gegen Blau-Weiß Linz auch im Spiderman-Stil jubelte. So nebenbei fühlt sich Gruber Junior in Wien auch pudelwohl. Was den Senior wiederum auf spezielle Weise über seine Zukunft nachdenken lässt. Grubers Vertrag bei den Veilchen läuft bis Sommer 2025. Und dann? „Natürlich laufen schon Gespräche, natürlich spricht man über eine Vertragsverlängerung. Ich fühle mich hier mit der Familie extrem wohl – warum also sollte ich nicht die nächsten fünf, sechs, sieben Jahre beim Verein bleiben? Ich muss mich nicht zwangsweise verändern.“ Das klingt ja fast nach einem Liebesschwur. Ein bisserl Einhaken sei dann doch gestattet: „Freilich würde ich überlegen, wenn ein interessantes, vielleicht auch lukratives Angebot käme. Ich habe immer gesagt, dass mein Traum die deutsche Bundesliga ist.“ Aber wenn nicht, wird Gruber weiterhin in Violett auf Torejagd gehen. Voller Leidenschaft, mit Vorzeige-Profi-Attitüde und mit Spiderman-Boost vom Sohnemann.

 

Fotos: Gepa pictures