29. Feb. 2024
Entrup: „Ich habe immer an mich geglaubt“
Im Frühjahr 2023 kickte der 26-jährige Maximilian Entrup noch in der Regionalliga. Im Sommer holte ihn schließlich der TSV Egger Glas Hartberg zurück in die ADMIRAL Bundesliga. Seither geht es ununterbrochen nach oben. Der Lohn war sogar eine Einberufung ins ÖFB-Nationalteam. Im Interview für bundesliga.at verrät der 24-Jährige sein Erfolgsgeheimnis und wer ihm privat den Rücken freihält.
Bundesliga-Journal: Bevor wir über Ihren sportlichen Aufstieg zu sprechen kommen: Wie konkret war ein Wechsel in der Winterpause ins Ausland (Anm.: Der deutsche Zweitligist Kiel buhlte lange um Entrup) tatsächlich schon fortgeschritten?
Maximilian Entrup: Ich sag mal so: Dadurch, dass wir so eine tolle Hinrunde gespielt haben, haben sich einige von uns ins Rampenlicht gespielt. Da ist es normal, dass man das Interesse von anderen Vereinen weckt. Ja, es gab Angebote, es gab Interesse. Aber das ist abgehakt. Ich habe nur mehr den TSV im Kopf. Ich weiß, was mir der Verein gibt, aber ich weiß auch, was ich dem Verein schon zurückgegeben habe.
Von der Regionalliga wieder zurück in die Bundesliga – Wenn Ihnen das jemand vor einem Jahr prophezeit hätte, hätten Sie ihm das geglaubt?
Der Weg zurück war nicht einfach, weil ich auch viel Verletzungspech hatte. Aber ich habe immer an mich geglaubt. Dass es so aufgegangen ist, ist natürlich grandios. Es fühlt sich richtig gut an. Als ich in der Regionalliga kickte, wusste ich, dass sich die Chance, noch einmal in die Bundesliga zu kommen, ergeben wird, wenn ich gute Leistungen bringe. Ich wollte es - vor allem mir selber - beweisen, dass ich es kann.
Neun Tore in bisher 14 Einsätzen: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, dass es plötzlich auf allen Ebenen so läuft? Haben Sie Ihr Training anders gestaltet?
Ich habe natürlich mein Trainingspensum erhöht, weil in der Bundesliga logischerweise mehr und härter trainiert wird. Die Ernährung habe ich nicht extra umgestellt, weil ich ohnehin immer sehr darauf achte, was ich esse. Aber das Entscheidende war meiner Meinung nach, dass Team und Trainer mir einfach vertraut haben, mit welchen Ideen ich unser Spiel voranbringen kann. Und die Ergebnisse lügen nicht, wir stehen da, wo wir stehen – und daran hatte ich sicher auch meinen Anteil.
Das bisherige Highlight Ihrer Karriere war wohl die Einberufung ins ÖFB-Team im Herbst. Wenn Sie darauf zurückblicken: Was war das für ein Gefühl?
Gänsehaut pur. Das war natürlich der Punkt auf dem I. Das erfüllt mich mit Stolz. Sein eigenes Land zu vertreten, ich glaub, davon träumt jedes Kind. Dieser Traum ist für mich wahrgeworden. Irgendwie ist es noch immer unwirklich und surreal. Vor allem mit meiner Vorgeschichte.
Welche Rolle spielt auch TSV-Trainer Markus Schopp in Ihrer sportlichen Entwicklung?
Ich hatte ihn ja schon während meiner Zeit in St. Pölten. Als er mich im Sommer anrief, hat er sich gewundert, dass ich seine Nummer noch hatte. Damit war die Verbindung sofort wiederhergestellt. Er steht für eine außergewöhnliche Idee, erfolgreichen Fußball zu spielen. Er verkörpert unsere Gepflogenheiten. Das heißt: Sauberes Kombinationsspiel im letzten Drittel, durchaus risikoreich, wenig hohe Bälle, was speziell mir zugute kommt, weil ich mit dem Ball in die Tiefe mehr anfangen kann. Er ist ehrlich, zielorientiert, er will Erfolg haben. Er kann die Dinge richtig einordnen und er gibt dir als Spieler Zeit, dass du dich in Ruhe weiterentwickeln kannst. Er weiß in jeder Minute im Training, an welchen Schrauben er drehen muss. Wir haben auch das richtige Spielermaterial, obwohl im Sommer ein großer Schnitt innerhalb des Kaders gemacht wurde.
Mit welchem Gefühl haben Sie den Vertrag beim TSV Hartberg unterschrieben?
So nach dem Motto: Friss oder stirb. Ich habe zweieinhalb Jahre darauf hingearbeitet, mein Studium in der Zwischenzeit fertiggemacht. Mir war aber klar, dass ich nochmal die Chance bekommen werde, in der obersten Liga zu spielen. Ich habe gewusst, dass ich kein Millionär in Hartberg werde. Ich wollte es mir einfach noch einmal beweisen.
Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie mit dem TSV?
Wir wollen in die Meistergruppe, klar. Wir sind nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen, aber die Konkurrenz ist brutal stark. Unsere aktuellen 30 Punkte werden wohl nicht ausreichen.
Haben Sie sich in Hartberg bereits sesshaft gemacht?
Nein, ich wohne immer noch in Wien und pendle mit meinem Teamkollegen Tobias Knoflach. Mitunter ist die Fahrerei schon stressig, aber es ist schaffbar.
Wer hält Ihnen den Rücken privat frei?
Meine Freundin Viktoria hält mir den Rücken frei. Sie absolviert an der FH Technikum Wien den Studienlehrgang Rolling Stock Engineering. Sie ist ziemlich ehrgeizig und arbeitet nebenbei auch noch. Wir pushen uns gegenseitig und wollen beide nach oben. Sie unterstützt mich auch so oft es geht live im Stadion. Auch Eldis Bajrami, mein langjähriger Teamkollege und mittlerweile einer meiner besten Freunde, ist eine wichtige Bezugsperson für mich. Und natürlich die Familie als Ganzes.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne über den Sommer hinaus aus?
Man wird sehen. Mein Vertrag beinhaltet eine Klausel. Wenn ich 16 Spiele absolviere, verlängert sich der Vertrag automatisch bis Sommer 2025. Aber daran denke ich jetzt noch gar nicht.
Oft wird gerne davon gesprochen, dass der TSV so ein familiärer Verein ist. Haben Sie diesen Eindruck auch?
Definitiv. Der Klub ist wie eine große Familie, wo hinter den Kulissen jeder mit vollem Enthusiasmus anpackt. Es müssen schon noch einige Dinge passieren (Thema Stadion), damit dieser Weg erfolgreich fortgesetzt werden kann. Aber ich habe das Gefühl, dass von den Vereinsprotagonisten jeder gewillt ist, den Verein kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Fotos: GEPA pictures