06. Feb. 2024

Drei Kracher zum Frühjahrs-Start

Am Wochenende geht die ADMIRAL Bundesliga wieder los. Und hat zum Auftakt in allen Tabellen-Regionen wegweisende Kracher-Partien im Programm. Ganz oben empfängt Tabellenführer Red Bull Salzburg den ersten Verfolger Sturm Graz (Freitag, 20.30 Uhr). Im Kampf um den Strich, der die Meister- von der Abstiegsrunde trennt, muss Rapid beim WAC ran. Und im Abstiegskampf reist Schlusslicht Austria Lustenau mit Neo-Trainer Andreas Heraf zum Vorletzten WSG Tirol (beide Spiele Sonntag, 14.30 Uhr). Drei Spiele, in denen gilt: Verlieren verboten!

 

FC Red Bull Salzburg vs. SK Sturm Graz

Selten war es nach 17 Runden vorne so eng wie in dieser Saison. Zwei Punkte trennen Leader und Serienmeister Salzburg vom ersten Verfolger aus der Steiermark. Das letzte Mal, als es zu diesem Zeitpunkt so knapp zuging, war in der Saison 2019/20 – zwei Runden später war der LASK Tabellenführer, da er das direkte Duell mit den Mozartstädtern mit 3:2 gewann. Gelingt dem Team von Christian Ilzer auch am Freitag ein solcher Coup, wären die Steirer wieder Erster. Ein Status, den sie schon nach dem Saisonauftakt und zwischen dem zehnten und zwölften Spieltag innehatten. Und gerade Ilzer weiß, wie man die „Bullen“ ärgern kann. Von seinen letzten sieben Partien gegen Salzburg gewann er drei, zwei Spiele endeten unentschieden. Kein anderer Trainer kann in diesem Zeitraum eine ähnlich positive Bilanz aufweisen. Das Hinspiel im September bot spektakulären Fußball und endete mit 2:2.

Im Cup am vergangenen Wochenende gelang beiden Teams ihre Generalprobe, sie zogen ins Halbfinale ein. Und hatten dabei Matchwinner in ihren Reihen, mit denen vorher nicht zu rechnen war. Bei Salzburg setzte der lange verletzte Fernando mit zwei Treffern gegen den LASK ein Ausrufezeichen, auch Mamady Diambou, von Trainer Gerhard Struber als Gewinner der Vorbereitung auserkoren, spielte groß auf. Bei Sturm sorgten die Premier-League-Importe für zufriedene Gesichter. Liverpool-Leihgabe Vitezslav Jaros hielt seinen Kasten sauber, Arsenal-Stürmer Mika Biereth gelang bei seiner Premiere gleich ein Tor. „Mika ist ein Junge mit viel Selbstvertrauen, wie man es bei Sturm bei den dänischen Jungs schon kennt. Er weiß, was er kann und was er will“, lobte Ilzer den Auftritt des 20-Jährigen. Bei Salzburg könnte Salernitana-Leihgabe Flavius Daniliuc sein Debüt geben, der Nationalspieler wurde vergangene Woche bis Sommer ausgeliehen.

Echte Wachmacher also für das Match, mit dem die Liga am Freitag aus ihrem Winterschlaf kommt.

RZ Pellets WAC vs. SK Rapid

Es ist gerade einmal ein Punkt, der den Sechsten Rapid vom siebtplatzierten WAC trennt. In den meisten anderen Ligen käme ein Kampf in dieser Tabellenregion dem sprichwörtlichen Streit um des Kaisers Bart gleich, aber in der ADMIRAL Bundesliga macht der gerne als „ominös" bezeichnete Strich zwischen den beiden Rängen für die Klubs einen Unterschied wie Himmel und … naja, vielleicht doch eher Fegefeuer, weil es auch in der Qualifikationsgruppe noch die Chance gibt, sich für Europa zu qualifizieren.

Dieses Detail wird am Sonntag keine Rolle spielen. Der WAC will nach dem Absturz in der Vorsaison wieder wie in drei der vier Saisonen davor Europacup-Luft schnuppern. Rapid ist seinen eigenen Ansprüchen verpflichtet, auch wenn Trainer Robert Klauss es bisher vermieden hat, hochgesteckte Ziele zu nennen, bloß weil Rapid Rapid ist. Er will zunächst „eine starke Restrunde bis zur Punkteteilung“ spielen. „Sind wir erfolgreich, kommt alles automatisch. Am Ende bekommt man das, was man verdient.“ Bisher hat sich Rapid unter dem Barisic-Nachfolger sechs Punkte aus drei Spielen und mit einem 3:1-Arbeitssieg gegen den SKN St. Pölten den Aufstieg ins ÖFB-Cup-Semifinale verdient.  

Beim WAC hängen die Trauben für die Grünweißen schon traditionell hoch. Und seit Manfred Schmid dort das Sagen hat, noch ein Stück höher. Der Ex-Austrianer hat als Trainer noch nie gegen Rapid verloren. Nach einem Sieg und drei Remis mit den Wiener Violetten sah es im Herbst ganz nach dem Ende seiner Erfolgsserie aus. 20 Minuten vor Schluss lagen die Lavanttaler in Wien scheinbar hoffnungslos 0:2 zurück, als Mo Bamba innerhalb von sieben Minuten ausglich. Nach Rapids Tor zum 3:2 schien die Aufholjagd umsonst, aber Thomas Sabitzer glückte in der 97. Minute auch noch das 3:3. Doppel-Torschütze Bamba ist zum Leidwesen des Trainers Schmid im Winter nach Lorient gewechselt, aber Sportdirektor Schmid ist sicher, dass er mit Sankara Karamoko für ein Bruchteil der fünf Millionen Ablöse schon den geeigneten Nachfolger gefunden hat. Ob er das am Sonntag schon unter Beweis stellen kann?

WSG Tirol vs. SC Austria Lustenau

Wenn WSG Tirol am Sonntag (14:30 Uhr) Austria Lustenau zum heißen Westderby empfängt, brennt die Luft. Es ist das Duell Vorletzter gegen Letzter und auf der Trainerbank sitzen mit Thomas Silberberger und Andreas Heraf zwei besonders heißblütige Typen. Die Vorzeichen könnten kaum unterschiedlicher sein – hier der aktuell längstdienende Trainer in der Bundesliga Thomas Silberberger. Der Tiroler, der bei seinem Klub seit zehn Jahren im Sattel sitzt und sein Team das fünfte Jahr in Folge in der höchsten Spielklasse halten will. Auf der anderen Seite der Wiener Heraf, der Lustenau erst vor acht Wochen übernommen hat und damit ein Team, das in dieser Saison noch kein einziges Spiel gewinnen konnte. „Wir haben nichts zu verlieren, sind mit drei Punkten abgeschlagen Letzter. Wenn du dich in der Fußballszene umhörst, dann gibt uns eigentlich kaum jemand noch Überlebenschancen in dieser Saison. Das macht es so reizvoll.“

Mit Ried hat Heraf schon einmal einen Klub vor dem Abstieg bewahrt. Im bundesliga.at-Interview stellt er fest: „Damals war es eine 50/50 Chancen. Diesmal stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Aber die Chance ist da. Es gibt noch 45 Punkte zu holen in den letzten 15 Spielen.“ Auch spielt die Punkteteilung den Lustenauern in die Karten. Mit Hilfe der defensiven Verstärkungen Meisl, Lins, Boateng (alle Innenverteidiger) und Chato (defensives Mittelfeld) will man die löchrige Abwehr stabilisieren. Auch wenn das Spiel noch keine Vorentscheidung im Abstiegskampf bringen wird, wissen beide Trainer um die Bedeutung. „Wir haben mit Wattens gleich ein wichtiges Spiel. Ich bin überzeugt, dass wir es hinkriegen“ ist Heraf optimistisch. Beide Trainer eint eine Hoffnung: Sie wollen auch die vor ihnen liegenden Altach und Blau-Weiß Linz noch in den Abstiegskampf verwickeln. „Das würde es eine Spur leichter machen“, weiß Silberberger – und Heraf sieht es genauso: „Wenn wir noch ein Team in den Abstiegskampf verstricken können, würde es das für uns einfacher machen.“ Jetzt wird aber erst einmal das direkte Duell zeigen, wer aufschließen kann.

 

Fotos: Gepa pictures