13. März 2024

Drama in 22 Akten:6 Teams – 6 Helden

Die Würfel sind gefallen, die sechs Mannschaften, die sich in der Meisterrunde um den Titel des österreichischen Champions duellieren, stehen fest. Wir bitten von den Mannschaften über dem Strich jeweils einen Helden vor den Vorhang, der stellvertretend für die starken Leistungen in den 22 Runden des Grunddurchgangs steht und der einen wesentlichen Anteil am Erreichen des Etappenziels seines Vereins hat.

 

Alexander Schlager (Red Bull Salzburg)

Für jemanden, der mit seinem Wechsel vom LASK zu Red Bull Salzburg im Sommer angeblich alles falsch gemacht hat, war es ein traumhafter Grunddurchgang. Tabellenführer, ein sensationeller Gegentorschnitt von 0,52, Erfahrungen in der Champions League, Stammkeeper im österreichischen Nationalteam – besser hätte es in den vergangenen Monaten für den 28-Jährigen kaum laufen können. „Es hat sich vom ersten Moment an gut angefühlt für mich“, sagt der Tormann. „Dass sich die Situation in diese Richtung entwickelt, hätte ich zu dem Zeitpunkt, als ich ins Training eingestiegen bin, auch nicht erwartet. Man kann absolut davon sprechen, dass es der richtige Schritt für mich war.“ Der nächste soll nun der sein, den ersten Meistertitel seiner Karriere einzufahren.

Andreas Schicker (Sturm Graz)

Manchmal wirkt es fast unheimlich, wie viel dieser Mann richtig macht. Mit Top-Transfers hat er Sturm Graz einen finanziellen Polster verschafft. Trotz dieser Verkäufe hat er eine Mannschaft ins Meisterschaftsrennen geschickt, die um den Titel spielt und die Lücke zu Red Bull Salzburg nochmal verkleinert hat. Und zum Drüberstreuen hat er auch noch den Vertrag mit Erfolgstrainer Christian Ilzer verlängert, dessen Arbeitspapier nun bis 2026 gilt. Kein Wunder, dass sich ein deutscher Traditionsverein wie Werder Bremen mit dem Geschäftsführer Sport der „Blackies“ beschäftigt hat. Der blieb trotz aller Gerüchte stets cool und betonte, wie wohl er sich in Liebenau fühlt: „Für mich als Steirer ist es etwas Besonderes, bei Sturm Graz zu arbeiten. Andere Sachen kommen dann eh von selbst, wenn man gut arbeitet.“

Robert Zulj (LASK)

Wie sehr ein Spieler für das Wohl und Wehe eines Vereins verantwortlich ist, merkt man oft erst dann, wenn er fehlt. Vier der letzten neun Spiele musste Robert Zulj wegen Sperren oder Krankheiten aussetzen, in diesen vier Spielen stand die Tormaschine des LASK komplett still. In den anderen 18 Spielen trug der Stürmer dagegen neun Tore und sieben Assists dazu bei, dass sich die Linzer letztendlich doch souverän für die Meisterrunde qualifizierten und der erste Verfolger des Spitzenduos sind. „Wenn wir gut performen und erfolgreich sind, ist es immer etwas einfacher herauszustechen. Ich versuche, mit meiner Erfahrung voranzugehen, Verantwortung zu übernehmen und die jungen Spieler zu führen. Dafür hat mich der Verein auch geholt.“ Ob ihn auch Teamchef Ralf Rangnick als Joker-Option für die EURO holt?

Sinan Karweina (SK Austria Klagenfurt)

Eigentlich waren sich die Experten einig: Mit dem Abgang von Markus Pink im April vergangenen Jahres wird die Sturm-Herrlichkeit bei den Kärntnern vorbei sein. Doch weit gefehlt: Mit dem 24-jährigen Deutschen lacht wieder ein Spieler im violetten Trikot von der Spitze der Torjägerliste (zusammen mit Salzburgs Karim Konate), der sich vom Vorbereiter zum Vollstrecker mauserte. Und das, obwohl er sich im drittletzten Spiel des Grunddurchgangs verletzte und bei der Schlusspointe gegen Rapid Christopher „Wuschi“ Wernitznig in die Rolle des Helden schlüpfen durfte. Wie Karweina seinen Trainer überzeugte, ihn vom Rechtsaußen zum Mittelstürmer umzufunktionieren, erklärte er an dieser Stelle so: „Pacult kann man nicht überreden, den muss man erst in jedem Training und Testspiel überzeugen. Aber zum Glück hat auch das irgendwann funktioniert.“

Raphael Sallinger (TSV Egger Glas Hartberg)

Aller Anfang ist schwer. Großer Umbruch im Sommer, neu formierte Mannschaft, viele junge Spieler – und die Hartberger fingen sich in den ersten fünf Spielen der Saison 13 Gegentore ein. „In den 15 Spielen danach waren es auch 13, was einen Schnitt von weniger als einem Tor pro Spiel bedeutet. Das ist für einen Klub wie Hartberg schon eine unfassbare Quote“, fasst der Tormann den traumhaften Grunddurchgang zusammen, der in der zweiten Meisterrunden-Teilnahme der Klubgeschichte mündete. Und auch im „Entscheidungsspiel“, dem 1:1 im steirischen Derby gegen Sturm Graz, behielt Sallinger die Nerven und bewahrte seinen Klub vor einer Niederlage. „Ich finde, wir dürfen uns jetzt ruhig den Blick nach oben erlauben“, gibt der 28-Jährige die Marschroute vor.

Robert Klauß (SK Rapid)

Ob sich der Deutsche seine ersten Monate bei Rapid so turbulent vorgestellt hat? Wohl kaum. Gefühlt jede Woche ein Endspiel, der Kampf mit Sperren und Ausfällen, dazu musste er die Ruhe bewahren, als nach dem mit 3:0 gewonnenen Derby die Wogen in alle Richtungen hochgingen. Am Ende steht die geschaffte Qualifikation für die Top 6, wenn auch erst auf den letzten Drücker. „Jetzt geht die Saison wieder von vorne los. Natürlich wollen wir schauen, dass wir klettern und Punkte machen“, blickt der Deutsche voraus. Seine sportliche Bilanz kann sich jedenfalls sehen lassen: Von seinen ersten acht Bundesligaspielen verlor er nur eines (daheim mit 0:1 gegen Salzburg) und holte dabei einen Punkteschnitt von 1,88.

 

Fotos: GEPA pictures