02. Feb. 2024
Bundesliga Spieler im American Football - Pichlmann - Keller - Ilsanker
Für Toni Fritsch, den Parade-Österreicher in der NFL, kam die Bundesliga zu spät. Diese hatte gerade erst ihre Premierensaison hinter sich, als der Ex-Rapidler den Versuch unternahm, mit seinen Dallas Cowboys nach dem Super Bowl VI im Jahr 1972 auch noch den Super Bowl X für sich zu entscheiden. Trotz zweier „extra points“ des „Wembley-Toni" zogen die Cowboys gegen die Pittsburgh Steelers aber mit 17:21 den Kürzeren. An denen war in den Playoffs schon Toni Linhart, Österreichs zweiter NFL-Export, mit den Baltimore Colts gescheitert. Der Ex-Kicker des Sport-Club und der Vienna durfte sich immerhin „scoring leader“ der NFL-Saison 1976 nennen, während der 2005 verstorbene Fritsch bis heute der einzige Fußballer ist, der sowohl im „Soccer“ (1964, 1967 und 1968 mit Rapid) als auch im American Football zu Profi-Meisterehren gekommen ist.
Christian Kellner
Bis in die NFL hat es Christian Kellner nicht geschafft. Als violette Nachwuchs-Hoffnung hat er Ende der 1990er-Jahre 53 Bundesligaspiele für die Wiener Austria bestritten und dabei drei Tore erzielt, ehe ihn sein Weg über Bregenz nach Tirol führte, wo er für Wattens und Wacker Innsbruck noch in der 2. Liga stürmte. Er ließ seine Karriere schon als Westliga-Kicker für Reichenau auslaufen, als er eines Tagen einen Anruf vom damaligen Teamchef Didi Constantini auf der Mailbox hatte. „Bei meinem Rückruf hat der Didi aber eh gleich gesagt, dass er mich nicht wegen dem Nationalteam angerufen hat“, lacht Kellner. Vielmehr suchte er „einen verrückten Fußballer“, der für die Swarco Raiders von Präsidentin Elisabeth Swarovski den Kicker geben würde. „Kelly“ musste nicht lange überlegen, probierte ein paar Kicks mit dem ungewohnten „Eierlaberl“, fand, „so schwer ist das nicht“ und kickte fortan zwei Jahre lang zweigleisig. „Ich bin oft volley am Abend vom Fußball- zum Football-Training“, erinnert sich der 48-Jährige, „oder am Samstag vom Dorfplatz ins Tivoli zum Raiders-Match. Einmal bin ich sogar mit dem Swarovski-Privatjet zu einem Eurobowl-Spiel in Prag nachgeflogen worden“, möchte er seinen Abstecher ins Football-Lager nicht missen, obwohl es „zurück mit dem Bus“ ging. Als Trainer der 1b-Mannschaft von Wacker Innsbruck hat er sich wieder ganz dem runden Leder verschrieben, seine größten Titel hat er aber mit den Raiders gewonnen, als er 2011 das Double aus Austrian und Eurobowl holte, während im Fußball nur ein Zweitliga-Titel mit dem FC Wacker herausschaute.
Thomas Pichlmann
Einige Jahre später trat Thomas Pichlmann in Christian Kellners Fußstapfen und übertraf ihn sogar noch. Der nunmehrige Fußballgewerkschafter war in den Nuller- und Zehner-Jahren eine Fixgröße im österreichischen Fußball. Nach 142 Bundesligaspielen für Rapid, Pasching, die Wiener Austria und Wr. Neustadt sowie einigen Legionärsjahren in Italien war er im Dress von Wacker Innsbruck 2016 noch Torschützenkönig der 2. Liga, als er 2017 die Sportart wechselte und ebenfalls für die Swarco Raiders auf Punktejagd ging. Bereits ein Jahr später gewann er die Meisterschaft, die Central European Football League und das Superfinal gegen den Sieger der Northern European Football League, wobei er seinen größten Auftritt im Austrian Bowl XXXIV hatte. Drei Sekunden vor Spielende stand es gegen die Vienna Vikings 48:48. Sein Field-Goal-Versuch musste die Entscheidung bringen. Der damals 37-Jährige behielt die Nerven, drosch den „Pigskin“ zwischen die Stangen und sicherte den Raiders damit den denkwürdigen 51:48-Sieg. „Ein unvergesslicher Moment für mich“, jubelte Thomas Pichlmann, der als bisher einziger ÖFB-Teamspieler (2 Länderspiele) auch noch Football-Nationalspieler geworden war. 2018 hätte er sich sogar fast den Europameister-Titel geschnappt, das Finale gegen Frankreich ging jedoch 14:28 verloren.
Stefan Ilsanker
Im Achtelfinale der EURO 2020 stand vor drei Jahren noch der 61-malige ÖFB-Nationalspieler Stefan Ilsanker. Erst vor wenigen Wochen beendete der zweifache Meister der ADMIRAL Bundesliga mit Red Bull Salzburg und Europa-League-Sieger mit Eintracht Frankfurt beim CFC Genoa seine Karriere. Kurz darauf ließ er mit der Nachricht aufhorchen, künftig für die Salzburg Ducks, wo sein guter Freund Tom Fraser Coach ist, spielen zu wollen. „Ich bin seit langer Zeit großer Football-Fan und habe in meiner Freizeit gerne Flag-Football gespielt“, erfüllt sich der 34-jährige Halleiner damit einen langgehegten Wunsch. Wobei er möglicherweise nicht nur die sporadischen Auftritte als Placekicker anstrebt. „Ich bin schon gespannt welche Position er spielen wird“, äußerte sich jedenfalls Obfrau Christine Gappmayer. „Safety wäre eine Position, bei der Übersicht und Spielverständnis gefordert wird. Diese Eigenschaften hat er sich sicher in seiner jahrelangen Profikarriere angeeignet. Es wird sicher ein anderes Gefühl für ihn sein, wenn er nun Gegenspieler körperlich stoppen kann, ohne eine rote Karte zu riskieren.“ Dass „Ilse“ ein gutes Auge für den Safety mitbringt, kann sich auch Christian Kellner vorstellen. „Auch körperlich sollte die Position für ihn kein Problem sein, ich gehe davon aus, dass er noch topfit ist.“ Obwohl so ein Bodycheck im Football schon noch einmal eine andere Qualität hätte als im Fußball, wie „Kelly" aus eigener schmerzvoller Erfahrung weiß. „Meine Defense hat mich sonst immer gut abgesichert, aber einmal bin ich doch verräumt worden und habe einige Zeit gebraucht, um mich wieder zu erfangen. Als dann entschieden wurde, dass ich noch einmal auf den Platz muss, weil sich die Gegner zu früh bewegt hatten, habe ich noch immer keine Luft bekommen.“ Die größte Unbekannte, sei Kellners Einschätzung nach „dieses unförmige Eierlaberl. Die, die mit diesem Sport aufwachsen, fangen es wie einen Tennisball, aber für unsereins ist das gar nicht so leicht, wie es vielleicht ausschaut.“ Aber was das Fangen betrifft, kann Stefan Ilsanker ja vielleicht bei Papa Herbert ein paar Extraschichten einlegen. Der ist seit bald 19 Jahren nicht ganz unerfolgreich für die Fangquoten der Salzburger Bundesliga-Torhüter verantwortlich.
Fotos: Gepa pictures