14. Mai 2024

Altachs Mike Baehre Die Derbys werden fehlen

Nur noch ein paar Tage, dann darf auch der laufstärkste Altacher (25 km/h beim Shuttle Run Test) endlich die Beine hochlagern. Dann geht es für Mike Bähre heim zur Family und seinen Amateurfußball-Kumpels in Garbsen (GER) – und dann weiter zum Holland-Urlaub an die Nordsee

Vorher wird sich der unermüdliche Mittelfeldmotor aber in einem letzten Vorarlberg-Derby (Samstag, 17 Uhr) mit Volldampf reinhauen. Warum trotz fixiertem Klassenerhalt da nochmal ordentlich Brisanz drinnen steckt, ihm Lustenau fehlen wird und wem er bei der EM die Daumen drückt.

 

Wie erleichtert bist du, dass ihr euch ein finales Derby um den Klassenerhalt erspart habt?
Sehr erleichtert. Es hat sich mehr in die Länge gezogen als wir gehofft haben. Wir haben uns eigentlich die ganze Saison nicht groß im Abstiegskampf gefühlt – bis auf die letzte Woche vielleicht, wo wir dann schon liefern mussten. Aber positiv war, dass wir es noch in der eigenen Hand hatten und nicht groß nach links und rechts blicken mussten.

Jetzt geht es im letzten Derby nur noch um die Ehre.

Ja, aber das ist ja auch fein für uns. Klar, wird es nicht mehr so zugehen, wie bei einem Endspiel. Es ist aber immer noch ein Derby – eines, dass es nächste Saison leider nicht mehr gibt. Ein Spiel, das den Fans enorm wichtig ist – deshalb wollen wir es gewinnen natürlich. Ich persönlich hab erst drei Derbys gespielt und alle drei gewonnen. Diese Statistik möchte ich gerne weiterführen und alle vier gewinnen. So ein Derbysieg wäre auch ein schöner Saisonabschluss für unsere Fans.

Werden dir die Derbys fehlen?
Ja, die fehlen sicher, weil die sind schon geil zu spielen. Außerdem ersparen wir uns damit die sonst immer weite Auswärtsfahrt. Dass sie runter gehen, ist schon schade. Aber so ist Fußball. Wir sind froh, dass wir es nicht sind.

Könnt ihr nächstes Jahr die Meistergruppe anpeilen, die doch sportlich deutlich attraktiver ist?
Ich werde es jetzt nicht als Ziel ausrufen, aber natürlich spielen wir darum. Zu Saisonstart beginnen alle bei null – wir werden sicher nochmal einen Schritt nach vorne machen, uns personell verbessern und beim Auftreten am Platz. Ich sehe es ganz und gar nicht als unmöglich, sondern auch als reele Chance. Warum nicht?

Du hast dein zweites Glück als Fußballer in Altach gefunden, nachdem du nach deiner tollen Zeit in Barnsley ein halbes Jahr keinen Klub mehr hattest. Hättest du gedacht, dass du nochmal so weit kommst?
Ja, 100 prozentig. Es war zwar schon eine schwere Zeit mit der Vereinslosigkeit und Verletzungen, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass es wieder in die Richtung gehen kann. Du musst halt auch durch Glück im Fußball deine Chance bekommen. Daran hab ich geglaubt und ich bin froh, dass es wieder so geklappt hat.

War da die Vertragsverlängerung in Altach bis 2026 nochmal ein Schlüsselmoment, der gezeigt hat, dass es nochmal geht?
Ja, selbstverständlich. Das war auch eine Bestätigung meiner Leistungen bis jetzt. Es war schön, dass nach nicht allzu vielen Spielen in Altach das Vertrauen in mich schon so groß war. Da bin ich schon stolz darauf und freue mich.

Du hast ja in der Zeit, wo du vereinslos warst, deinen Heimatklub in Garbsen betreut. Ging es da bei dir schon Richtung Trainerkarriere?   

Nein, das war eher nur eine Überbrückung, das hat für mich die vereinslose Zeit einfacher gemacht. Da hab ich mich gleichzeitig in der zweiten Mannschaft von Hannover fit gehalten – trotzdem hat der Kick am Wochenende gefehlt. Und den haben mir diese Spiele am Wochenende als Trainer gegeben. Du fieberst da fast sogar noch mehr mit wie als Spieler. Das war einfach super, um selber drinnen zu bleiben. Es war aber nie geplant, die Spielerkarriere dafür beiseite zu lassen.

Die Vorarlberger gelten ja unter uns Österreichern als die mit den deutschen Tugenden. Hast du dich daher schneller heimisch gefühlt? 

Ich glaube, ich hätte mich überall in Österreich schnell heimisch gefühlt, einfach durch die selbe Sprache. Klar, gibt es einen Dialekt, aber es ist meine Muttersprache. Aber ja, ich finde die Mentalität auch sehr deutsch. Der einzige Unterschied zu meiner Heimat, wenn ich hier nach links und rechts schaue auf der Autobahn, sehe ich nur Berge. Ich komm ja aus dem Norden von Hannover, das ist schon ein Unterschied. Mir gefällt das sehr. Ein sehr schönes Bundesland. Ich fühle mich nicht wie im Ausland – ich bin ja auch nur sechseinhalb Stunden von zuhause entfernt.

Wenn die letzte Partie abgepfiffen ist, wohin geht es dann bei dir auf Urlaub?
Erstmal nach Hause nach Deutschland zu Familie und Freunden. Dann haben wir tatsächlich nach langer Zeit wieder einmal einen richtigen Familienurlaub gebucht. Mit meinem Bruder und der Schwägerin, den Eltern und meiner Freundin fahren wir ein paar Tage nach Holland, dort haben wir ein Haus an der Nordsee gemietet.

Letzte Frage: Deutschland und Österreich fiebern der EM entgegen. Wie ist deine Prognose?
Österreich hat eine schwere Gruppe erwischt, kann aber einige überraschen und auch die besten Gruppendritten kommen weiter. Ich hoffe, sie überstehen es. Aber wenn sie dann gegen Deutschland spielen, bin ich ganz klar für Deutschland, das ist auch klar. Ich hoffe, dass sie weit kommen im eigenen Land. Nach den letzten Tests ist auch wieder eine Euphorie gekommen, auch weil der Kader sehr gut ist, weil sie viele dazugenommen haben, die aktuell gut performen. Ich freu mich drauf und bin gespannt, nach langer Zeit wieder bei so einer EM mitzufiebern.

 

Fotos: GEPA pictures