16. Mai 2024

5 Thesen mit Stefan Maierhofer: „Als Klagenfurter würde ich Sturms Party crashen wollen“

Stefan Maierhofer gewann 2008 mit Rapid und 2012 mit Red Bull Salzburg zwei Meistertitel in der ADMIRAL Bundesliga. Derzeit bereitet sich der „Major“ in der Fußballakademie Burgenland als Talentetrainer der U15 bis U18 auf den im Sommer beginnenden Pro-Lizenz-Kurs vor. Für bundesliga.at setzte er sich mit 5 Thesen zum bevorstehenden Saisonfinale auseinander.

 

These 1: Die letzte Runde gestaltet sich zum Krimi und der Meistertitel wechselt bis zur letzten Minuten zwischen Graz und Salzburg hin und her.

Was mich, egal wie es ausgeht, besonders freut, ist, dass die Meisterschaft erstmals seit vielen Jahren wieder einmal am letzten Spieltag entschieden wird. Das ist super für die Bundesliga. Diese riesige Spannung mit der die Fußballfans in die letzten 90 Minuten der Saison gehen, hat schon was und das hat lange gefehlt. Sturm hat es in der eigenen Hand und kann mit einem Sieg gegen Klagenfurt alles perfekt machen. Aber wie wir auch im Vorjahr im Titelkampf zwischen Bayern und Dortmund gesehen haben, kann bis zur letzten Minute alles passieren. Es kann zu Situationen kommen, wo die große Rechnerei beginnt. Wenn es beispielsweise bei Sturm zur Halbzeit 0:0 steht und Salzburg 2:0 führt, wird alles zum Nervenspiel und zur Kopfgeschichte. Obwohl ich bei Salzburg gespielt habe, würde ich mich am Ende extrem freuen, wenn die Dominanz durch Sturm gebrochen wird. Weil Chris Ilzer und Andi Schicker einfach super Arbeit geleistet haben. Das Double für Graz wäre eine Riesensache.

These 2: Peter Pacult hat vor ein paar Wochen schon Salzburg wichtige Punkte gekostet und spuckt auch Sturm noch in die Suppe.

Gegen Salzburg nach 0:2-Rückstand noch 4:3 zu gewinnen, das schaffen nicht viele. Sein primäres Ziel hatte er schon mit dem Einzug in die Meistergruppe erreicht. Wenn die Klagenfurter jetzt die Möglichkeit auf den fünften Platz und damit die Chancen auf den Europacup haben, werden sie nicht als Partygäste nach Graz fahren. Wäre ich Klagenfurter, ich würde auf jeden Fall die Party crashen wollen! Aber Salzburgs Aufgabe gegen den LASK wird auch nicht einfach. Die Linzer haben erst vor einem Monat als klar bessere Mannschaft absolut verdient gegen Salzburg gewonnen.

These 3: Wenn Salzburgs Meister-Abo nach zehn Jahren zu Ende geht, dann weil Matthias Jaissle 48 Stunden vor Saisonstart dem Klub den Rücken gekehrt hat.

Ich würde es nicht allein am Trainer aufhängen, ich würde die Gründe auch im Kader und der Mentalität der Spieler suchen. Wenn du so oft hintereinander Meister wirst, ist es fast normal, dass der eine oder andere vielleicht nicht mehr den gleichen Biss aufbringt, wie die Spieler von Sturm Graz. Man glaubt, es geht schon irgendwie, es hat ja immer noch geklappt. Nein! Das reicht nicht mehr, weil auch die anderen aufgeholt haben. Die Ursache im späten Trainerwechsel zu suchen, wäre mir zu einfach. Obwohl es das lange nicht gegeben hat, dass Salzburg in einer Saison drei Trainer gebraucht hat.

These 4: Karim Konaté wird der jüngste Torschützenkönig, den die ADMIRAL Bundesliga je hatte.

Ist er noch jünger als Adeyemi vor zwei Jahren? Dann ja. (Anm.: Adeyemi zählte vor zwei Jahren 20 Jahre und 131 Tage, Konaté ist zum Saisonfinale 20 Jahre und 59 Tage alt). Ich sehe keinen mehr, der da selbst mit den zusätzlichen Playoff-Spielen noch herankommen könnte. Entrup hat eine unglaubliche Herbstsaison gespielt, aber im Frühjahr nicht mehr so häufig getroffen. Dass Konaté jetzt vor allem in der Meistergruppe trifft und trifft, ist eine coole Sache für den Jungen und zeigt sein großes Potenzial. Dafür, dass er aufgrund des Afrika Cups noch die eine oder andere Partie verpasst hat, sind 19 Tore auch eine sehr ordentliche Quote. Aber das ist das Scouting und die Ausbildung von Red Bull Salzburg.

These 5: Von den beiden Wiener Erzrivalen wird in der nächsten Saison nur einer im Europacup zu sehen sein.

Ja und das ist schade, weil beide Wiener Großklubs immer davon geträumt haben, dass sie da sein werden, wenn Salzburg einmal schwächelt. Jetzt ist es soweit, aber es ist Sturm Graz, das es ausnützen kann. Und mit dem LASK ist noch ein Klub vor ihnen. Rapid und Austria sind nur Nummer vier und sieben oder gar acht. Das ist schon traurig für die Ansprüche und auch die Möglichkeiten, die auch die Austria mit dem schönen Stadion und einem Zuschauerzuspruch wie noch nie hat.

 

Fotos: GEPA pictures