03. Jan. 2024

11 Fragen an Thomas Rotter: In puncto Treue ist er Weltklasse

Es sind nicht nur die umjubelten Torjäger, die genialen Dribbelkünstler und verwegenen Torhüter, die den Reiz der ADMIRAL Bundesliga ausmachen. Sie lebt seit 50 Jahren auch von den unzähligen stillen Helden. Einer von ihnen ist Thomas Rotter, der seit bald 25 Jahren kein anderes Dress als das des TSV Hartberg trägt.

 

 

1) Thomas, stimmt es, dass du 2024 dein 25-jähriges Jubiläum beim TSV Hartberg feierst? Dann gibt es In ganz Europa nur einen Erstliga-Spieler, der noch länger ein und demselben Verein treu ist – auf Gibraltar spielt Lee Cascario schon 25 Jahre und sechs Monate für Lincoln Red Imps.

Echt? Ja, ich bin 1999 mit sieben Jahren dem TSV beigetreten. Genaues Datum weiß ich nicht, aber es wird im Sommer gewesen sein. Ich bin aus dem Ortsteil Maria Lebing, da ist es nicht weit zur Volks- und Hauptschule, die Sportplätze und das Schwimmbad sind auch gleich dort, also habe ich dort als Kind meinen ganzen Tag verbracht und alles mit dem Fahrrad abgeklappert. Beim TSV hab’ ich alle Nachwuchsteams durchlaufen und mit 15 Jahren begonnen, bei den Amateuren in der Oberliga Südost zu kicken.

2) TSV Hartberg war damals ein Regionalliga-Klub, der einige Male in die 2. Liga geschnuppert hat. Konntest du dir zu der Zeit vorstellen, einmal in der ADMIRAL Bundesliga zu landen?

Nicht wirklich. Dafür waren wir von der Bundesliga zu weit weg. Es gab so viele gute Talente und wenn ich ehrlich bin, habe ich nie zur obersten Spitze gehört. Auch von der Ausbildung her, ich war nie in einer Akademie und während der fünf Jahre in der HTL Pinkafeld habe ich den Fußball zurückgestellt und nur in der zweiten Mannschaft gespielt. Als Chris Ilzer dann Co-Trainer wurde, habe ich oben mittrainiert und bin langsam reingewachsen. 2013 habe ich meinen ersten Profivertrag unterschrieben, da waren wir in der 2. Liga.

3) Wann hat sich abgezeichnet, dass sich vielleicht einmal mehr als 2. Liga ausgehen könnte?

Als Chris Ilzer gekommen ist, war das schon sehr professionell, von ihm haben wir noch einmal viel mitnehmen können. Da haben wir dann nach der Rückkehr in die 2. Liga gesehen, dass vielleicht sogar mehr möglich ist. Es hat sich dann gut entwickelt und wir sind durch die Aufstockung als Zweiter in die Bundesliga gekommen. Unter Markus Schopp haben wir uns dann fußballerisch noch einmal extrem weiterentwickelt und uns vor allem in Ballbesitz enorm gesteigert. Wir haben auch viele gute Spieler dazubekommen, die dafür gesorgt haben, dass ich mich in der Mannschaft gut gefühlt, Selbstvertrauen gewonnen und funktioniert habe. Zu verlieren haben wir ja nie etwas gehabt. Es hat sowieso jeder damit gerechnet, dass wir gleich wieder absteigen.

4) Du bist wahrscheinlich einer der wenigen Bundesliga-Spieler mit Ingenieurs-Titel und arbeitest in der Gemeinde Hartberg. Was machst du genau?

Ich arbeite in einem Planungsbüro, das eine Hundert-Prozent-Tochter der Gemeinde Hartberg ist und für Wasser und Kanal zuständig ist. Wir betreuen auch einige kleinere Gemeinden in der Umgebung mit, wir zeichnen Pläne, stellen Bescheide aus. Bei mir sind es noch eher kleinere Projekte, weil ich ja nur 20 Wochenstunden arbeite und noch nicht so die Erfahrung habe.

5) Wenn man bald 25 Jahre bei einem Verein ist, gibt es auch Phasen, in denen es nicht so gut läuft. Gab es Situationen, wo du schon auf dem Absprung warst?

Natürlich bleiben auch negative Erfahrungen nicht aus. Nach dem Abstieg in die Regionalliga war die Stimmung nicht so gut, für mich war trotzdem das Gesamtpaket immer überzeugend. Ich war dem Verein immer dankbar und habe gewusst, was ich am TSV habe. Ich habe mit Leuten zu tun, die ich lange kenne und mit denen ich mich gut verstehe. Und mir war es immer wichtig, auch beruflich weiterzukommen, das wäre bei anderem Klub wahrscheinlich schwer gewesen.

6) Dennoch scheint sich ein Ende deiner Bundesliga-Karriere abzuzeichnen. Im Herbst bist du nur zu zwei Bundesliga-Einsätzen gekommen, hast teilweise bei den Amateuren gespielt. Wir wird’s weitergehen?

Da will ich mich noch nicht festlegen, aber es ist wahrscheinlich, dass es im Sommer, wenn man Vertrag ausläuft, in eine andere Richtung geht. Wir haben schon einen großen Umbruch gehabt, setzen auf junge Spieler und das ist in Ordnung. Für mich passt das, dass meine Karriere langsam ausläuft. Es wird wahrscheinlich im Amateurbereich weitergehen, die zweite Mannschaft ist auch ein Thema. Da muss man schauen, wer Trainer sein wird, wie die Mannschaft ist, was die Ziele sind.

7) War es auch ein Ziel, dein 100. Bundesliga-Spiel noch zu schaffen?

Mit den zwei Spielen in der Europacup-Playoff habe ich den Bundesliga-100er schon erreicht. Grundsätzlich ist so ein statistisch rundes Ereignis ganz schön, aber in der Frühjahrssaison dürfen schon noch ein paar Spiele dazukommen.

8) Und vielleicht noch ein Tor? Mit acht Toren bist du die Nummer fünf der Hartberger Bundesliga-Torschützen. Für einen Innenverteidiger nicht schlecht!

Ja, das ist ganz gut aufgegangen. Da habe ich schon öfter das Glück und das Gespür gehabt, bei Standards richtig zu stehen und mit dem Kopf oder Fuß da zu sein.

9) Waren das deine besten Momente, in der Bundesliga?

Das erste Bundesliga-Tor bei der Admira ist schon ein Moment, der mir bleibt. Aber wir hatten am Anfang auch genug verrückte Spiele, wo es hin und her gegangen ist und von denen wir auch mehrere gewonnen haben, an die ich mich gerne erinnere.

10) Und etwas, das dir nicht aufgegangen ist?

Ärgerlich war, dass wir im Europacup gegen Plast Gliwice nicht weitergekommen sind und dass wir wegen Corona nicht einmal ein Hin- und Rückspiel, sondern nur ein Spiel in Polen hatten. Europacup spielen hätte mir schon gefallen. Aber heuer ist es ja möglich, dass wir uns wieder für Europa qualifizieren.

11) In der ferneren Zukunft wird man dich nur als Herrn Ingenieur bei Wasser und Kanal sehen oder auch als Trainer auf den Fußballplätzen?

Ich will dieses Jahr mit der Trainerausbildung anfangen, dann werde ich sehen, wie es sich entwickelt. Ich will schon dabei bleiben, weil ich doch viel Erfahrung gesammelt habe, die ich weitergeben kann. Vielleicht auch nur im Jugendbereich. Mal sehen, wie es mir taugt.

 

Fotos: Gepa pictures