12. Apr. 2024
11 Fragen an Manuel Pfeifer: „Ich bin keiner der nervös ist, egal wer kommt“
Eine der ersten Taten von Markus Schopp nach seiner Rückkehr zum TSV Hartberg war, Manuel Pfeifer aus Lafnitz zurückzuholen. Seither ist der 24-jährige Linksverteidiger nicht mehr aus der Stammelf wegzudenken. Vor seinem vierten Steirer-Derby gegen Sturm Graz verrät er, warum nur Real Madrid ihn nervös macht und Corona ihn vielleicht davor rettete, Obstbauer zu werden.
1) Manuel, du bist gebürtiger Hartberger, warst in der Sturm-Akademie und spielst am Sonntag dein viertes Derby gegen Sturm Graz. Was bedeutet dir das?
Als Kind hat man als Hartberger von einem Derby gegen Sturm nur träumen können. Dass ich dann gleich in meinem dritten Bundesliga-Spiel mein erstes spielen durfte, war schon etwas sehr Spezielles. Ich freue mich auf Sonntag. Wir wissen natürlich, welche Qualität Sturm hat, aber beim 1:1 in der letzten Runde des Grunddurchgangs haben wir schon gezeigt, dass wir knapp dran sind. Im Moment läuft bei uns noch nicht alles so von der Hand wie im Herbst, aber wir werden wieder alles daran setzen, dass wir Sturm wieder ärgern können.
2) Biereth, Böving, Wodarczyk, Kiteishvili, Horvat – in der Offensive hat Sturm die klingendsten Namen. Wird einem da ein bisschen mulmig als Abwehrspieler?
Es stimmt schon, dass Sturm gerade auf der rechten Seite enorme Qualität hat, aber ich bin keiner, der nervös ist, egal wer kommt. Ich versuche, mein Spiel zu spielen und schaue, dass mein Gegenspieler seine Qualitäten nicht ins Spiel bringen kann.
3) In welcher Liga war Hartberg, als du angefangen hast, dich für den TSV zu interessieren?
Als Kind habe ich mit meinem Papa eine Saisonkarte gehabt, da waren wir in der 2. Liga. An die Bundesliga hat damals keiner gedacht. Als es dann unter Christian Ilzer so super gelaufen ist und wir Zweiter geworden sind, war ich schon Teil der Mannschaft. Ich durfte am Ende der Saison auch mit nach Mallorca, wo wir erfahren haben, dass wir die Lizenz bekommen und doch aufsteigen dürfen. Das ist dann natürlich richtig gefeiert worden. Das war ein cooles Erlebnis.
4) Du hast dann in der ersten Schopp-Ära dem Hartberg-Kader angehört, musstest aber erst den Umweg über Allerheiligen und Lafnitz gehen, um für Hartberg in der Bundesliga zu spielen. Wo hast du am meisten gelernt?
Ich glaube Markus Schopp hat schon mein Talent gesehen, aber dass ich spiele, war damals nicht realistisch. Am meisten habe ich sicher in Lafnitz bei Philipp Semlic gelernt, den ich schon von der Sturm-Akademie kannte. Bei ihm habe ich gelernt, im Profigeschäft zu bestehen und wie wichtig auch die richtige Physis ist. Ich war immer sehr dünn, hab’ nur 55 Kilogramm gewogen. Für mich ist dann Corona zur richtigen Zeit gekommen. Da habe ich mich viel mit Ernährung beschäftigt und die Zeit in der Kraftkammer genützt, um Muskelmasse zuzulegen. Ich bin noch immer nicht das große Muskelpaket, aber jetzt wiege ich 73 Kilo.
5) Und als Markus Schopp im Dezember 2022 zurückgekommen ist, hat er gleich gefragt: „Wo ist der Pfeifer?“
(Lacht) Es muss wirklich so ähnlich gewesen sein. Jedenfalls hat er mich ein paar Tage nach seiner Rückkehr angerufen und mir gesagt, dass er mich zurück haben will. Das hat mich schon stolz gemacht, obwohl viele gemeint haben, es wäre vielleicht zu früh. Aber ich war mir sicher, dass ich die Chance nützen werde. Und ich habe dann wirklich von Anfang an alle Spiele gemacht, erst am vergangenen Wochenende gegen Klagenfurt wegen meiner Gelb-Sperre das erste Mal gefehlt.
6) Mittlerweile liegt dein Marktwert bei 800.000 Euro, nur zwei heimische Linksverteidiger werden noch höher gehandelt. Wo soll deine Reise noch hingehen?
Im Endeffekt konzentriere ich mich auf Hartberg und darauf, hier meine Leistung zu bringen. Aber irgendwann möchte ich es schon noch zu einem großen Klub schaffen, egal ob in Österreich oder im Ausland. Der große Traum wäre, einmal im Nationalteam zu spielen, aber bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.
7) Hast du einen internationalen Lieblingsklub?
Jeder der mich kennt, weiß, dass ich seit 2012 der größte Real-Fan bin. Wenn Real spielt, bin ich schon in der Früh nervös.
8) War ein gewisser Cristiano Ronaldo schuld daran, dass du Real-Fan geworden bist?
Natürlich auch. Aber ein noch größerer Fan war ich von Marcelo. Ich hab’ ja offensiv am Flügel angefangen, aber als ich in der U13 zum GAK gekommen bin, hat der Trainer gleich gesehen, dass ich hinten besser bin und mich als Linksverteidiger eingesetzt. Und Marcelo war einfach ein unglaublicher Linksverteidiger.
9) Du warst bei deinem Debüt in der ADMIRAL Bundesliga schon 23. Was wäre aus dir geworden, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?
Mein Papa würde jetzt sagen, Obstbauer. Wir haben einen eigenen Betrieb, in dem ich auch schon mitgearbeitet habe. Aber da habe ich schnell gesehen, dass das nichts für mich ist. Für mich war Fußball immer die Nummer eins. Einen echten Plan B hatte ich nicht. Und dank der Unterstützung meiner Familie, meiner Trainer und dem nötigen Glück habe ich es wirklich geschafft. Das wichtigste war, Geduld zu haben. Ich habe immer an mich geglaubt und gewusst, dass ich es schaffen werde.
10) Du hast erwähnt, dass ihr nicht ideal in die Meistergruppe gestartet seid. Aber das Europacup-Playoff ist schon euer Ziel?
Wir sind nicht in der Meistergruppe, um nur mitzuspielen. Dass wir mit den anderen Klubs mithalten können, haben wir im Grunddurchgang gezeigt. Deshalb wollen wir unser Chance nützen, um unser Ziel zu erreichen – und das ist der Europacup.
11) Wo warst du, als Hartberg 2020 seine Europacup-Premiere gefeiert hat?
Da war ich gerade Spieler in Allerheiligen. Es gab ja wegen Corona nur das Auswärtsspiel in Polen gegen Gliwice, das habe ich natürlich im Fernsehen gesehen. Wir werden alles versuchen, dass wir auch dort hinkommen.
Fotos: GEPA pictures