08. Feb. 2024
Aufstiegsrennen: Alles schon klar fr den GAK - oder doch nicht?
Mit acht Punkten Vorsprung auf Ried geht der GAK ins Frühjahr der ADMIRAL 2. Liga. Die Rückkehr der Rotjacken ins Oberhaus nach 17 Jahren Absenz ist (wie schon im Vorjahr) zum Greifen nahe. Zweitligaexperte Martin Scherb analysiert den Titelkampf.
„Beeindruckend“, so beschreibt Martin Scherb, ÖFB-U-16-Teamtrainer und Gesamtleiter der Abteilung Talenteförderung im ÖFB, den sportlichen Erfolgslauf der Roten aus Graz im Herbst.
Beeindruckend deshalb, da der GAK bekanntlich erst ein paar Monate zuvor im Juni den Aufstieg am letzten Spieltag in einem Fotofinish mit dem BW Linz vergeigte.
„Enttäuschung in positive Energie umgewandelt“
„Die Mannschaft hat es dadurch aber nicht zerrissen. Sie hat die Enttäuschung in positive Energie umgewandelt. Dafür gebührt vor allem Trainer Gernot Messner ein Extralob“, betont Scherb. Ein zweiter Faktor: Das Karriereende von Spielmacher Michael Liendl hatte sportlich keine negativen Auswirkungen. „Die Last wurde auf mehrere Schultern gelegt. So konnten sich andere Spieler ins Rampenlicht spielen und weiterentwickeln.“
Für Scherb ist der GAK hinsichtlich Aufstieg klar in der Poleposition, auch wenn Toptorschütze Daniel Maderner den Roten wohl noch bis Ende Februar verletzungsbedingt fehlen wird. Dafür ist der 22-jährige Deutsche Lenn Jastremski wieder an Bord. Nach einem erfolgreichen Frühjahr 2023 wurde er auf Leihbasis von Ulm (3. Deutsche Liga) zurückgeholt. Messner nimmt die Rolle des Gejagten gekonnt lässig auf: „Ich bin lieber acht Punkte vorne und muss nicht acht Punkte aufholen.“ Dennoch will der 43-Jährige nicht zu viel Aufstiegsdruck aufbauen: „Wir wollen im Frühjahr den nächsten Schritt machen – körperlich, aber auch im technisch-taktischen Bereich. Wir arbeiten an unserem Ziel. Bei uns ist aber schon viel da, wir haben eine gute Kompaktheit, bekommen wenig Gegentore und wurden nie von einem Gegner wirklich dominiert. Wenn wir daran weiterarbeiten, bin ich überzeugt, dass wir nur schwer zu schlagen sind.“
Rieder setzen auf Festung Innviertel Arena
Nach neun Runden nur auf Platz sieben kam die SV Ried im Herbst immer besser in Schwung und schloss die Hinrunde auf Platz zwei ab. Auffallend: Die Innviertel Arena blieb bisher für die Konkurrenz eine uneinnehmbare Festung (7 Spiele, 5 Siege, 2 Remis). Scherb sieht die Innviertler im Titelkampf durchaus noch mit Chancen: „Wie wir aus dem Vorjahr wissen, ist in dieser Liga viel möglich. Ried wird alles probieren, um den GAK nervös zu machen. Der GAK seinerseits wird versuchen, den Oberösterreichern nichts anzubieten. Die ersten Runden werden entscheidend sein, ob der Titelkampf noch einmal spannend wird.“ SVR-Sportdirektor Wolfgang Fiala: „Wir sind sehr froh, dass wir mit Ante Bajic einen sehr guten Spieler dazubekommen haben. Ob wir im Frühjahr erfolgreich sind, wird aber nicht von ihm allein abhängen. Die gesamte Mannschaft ist gefordert, die Leistung vom Herbst zu bestätigen.“ Cheftrainer Maximilian Senft sieht es ähnlich: „Zwei Punkte sind mir in der Vorbereitung besonders wichtig: Zum einem wollen wir uns in der Spielidee weiter verbessern und zum anderen die Teamentwicklung forcieren. Unser Fokus liegt darauf, dass wir am Tag X, das ist der 16. Februar, wenn wir gegen den FAC spielen, voll da sind. Für die Richtung, in die das Duell mit dem GAK gehen wird, sind die fünf Spiele davor entscheidend."
St. Pölten hinter den Erwartungen
Hinter den Erwartungen blieb bisher der SKN St. Pölten. Darüber täuschen auch die 10 Tore von Dario Tadic (Platz eins in der Schützenliste gemeinsam mit Deni Alar von Leoben) nicht hinweg. Von vielen Experten als Titelfavorit Nummer eins gehandelt, weisen die Niederösterreicher (bei einem Spiel mehr) bereits 11 Punkte Rückstand auf den GAK auf. Für Scherb zu viel, um noch einmal in den Titelkampf eingreifen zu können.
„Natürlich ist es nicht das, was wir uns erwartet und erhofft haben. Platz 3 klingt jetzt nicht so schlimm. Der hohe Punkteabstand ist es aber, der entscheidend ist. Da können wir nicht zufrieden sein“, gesteht SKN-Sportdirektor Tino Wawra. Das Trainerduo Helm/Pogatetz wurde Ende Oktober nach elf Runden mit nur 16 Punkten beurlaubt, Sport-Geschäftsführer Jan Schlaudraff übernahm interimistisch, seit Jänner hört nun alles auf das Kommando von Ex-Lafnitz-Coach Philipp Semlic. „Ich erwarte mir, dass er aus dem guten Kader eine echte, eingeschworene Mannschaft formt. Dass wir vertikaler nach vorne spielen und gegen den Ball besser werden. Dazu haben wir bei den Standards Luft nach oben“, nennt Wawra seine Erwartungen in den neuen Coach. Und fügt hinzu: „Wir wollen beste Frühjahrsmannschaft werden. Erst danach legen wir uns die Ziele für die neue Saison zurecht. Diesen Fehler haben wir hier wahrscheinlich alle gemeinsam gemacht – nämlich, dass wir von Anfang an zu viel in der Zukunft gelebt haben.“ Respekt zollt Wawra dem GAK: „Dass es so ein extremer Alleingang wird, hatte ich ehrlicherweise nicht erwartet. Wenn man aber genauer hinsieht, ist es kein Zufall. Die Mannschaft und das Trainerteam sind gefestigt, jetzt schon einige Zeit so zusammen. Dazu hat mein Kollege Didi Elsneg richtig gute Arbeit geleistet im Sommer und die Truppe nochmals verstärkt.“
Fotos: Gepa pictures